Ich bin ein Ritter. Was zugegeben jetzt etwas mager wirkt, immerhin bin ich ein Mann, was eigentlich von Natur aus impliziert, dass ich ein Ritter in schillernder Rüstung hoch zu Roß auf der Suche nach einer schlafenden Prinzessin zum Wachküssen bin. Da gibt es aber bei mir ein paar logistische Probleme. Das fängt direkt beim Thema "schillernd" an. So würde meine Rüstung höchstens am ersten Tag aussehen, danach ginge es schiller-technisch stark bergab, denn wenn ich etwas nicht drauf habe, dann ist das sicher das Sauberhalten von schillernden Gegenständen. O. k., ansich habe ich sowieso ein Problem mit dem Säubern von Gegenständen, die nicht in meine Waschmaschine passen. Und so eine Rüstung ist bestimmt ziemlich sperrig, da kapituliert wahrscheinlich sogar meine extra große Waschtrommel-Tür. Zwar habe ich bisher noch nicht herausgefunden, warum diese Größe sogar extra auf dem Gerät selber ausgeschildert ist, aber Rüstungen hatten die Hersteller da bestimmt nicht im Auge. Die Rüstung ansich wäre dann auch gleich der zweite Punkt. Alleine der Begriff schreit ja schon nach Gewicht. Machen wir uns nichts vor, als Rüstung geht kein T-Shirt dieser Welt durch, sowas hat immer etwas mit Metall und anderen Vergewaltigungen des Tragekomforts zu tun. Und ich bin nun wirklich nicht blöd genug, um mich selber zur Konserve zu deklarieren und mir dann meinen Lebensabend in so einer Altmetallsammlung abzuschwitzen. Hoch zu Roß wird man mich auch niemals vorfinden, dazu respektiere ich Pferde und andere Tiere viel zu sehr, um mich mit meinen gut 90 Kilo auf deren Rücken zu schwingen, weil ich zu faul zum Laufen bin oder zu doof für den Erwerb einer Bus-Monatskarte. Mit der Suche ist das auch so eine Sache, sicher befinde ich mich ständig in diesem Gemütszustand und das nach den unterschiedlichsten Dingen, allerdings hapert es bei mir sehr beim Finden. Mit ein Grund, warum ich mir meistens direkt das Suchen verkneife. Schon gar nicht würde ich schlafende Menschen suchen, denn neben die würde ich mich eher legen, als sie irgendwie aufzuwecken. Noch unwahrscheinlicher ist es, dass ich irgendwann mal Lust auf Prinzessinnen bekomme, im Gegenteil bin ich der Meinung, dass ich davon schon viel zu viele kenne. Sicher könnte ich es mir leicht machen und einfach die nächste von diesen Möchtegern-Hochgeborenen pflücken, das hat jetzt schon mehrmals super geklappt, aber irgendwie ist das unbefriedigend, weil der Nervfaktor dieser Fräuleins doch höher ist als irgendeine intellektuelle Bereicherung meines Alltags. Selbst die Sache mit dem Küssen weckt in mir keine spontane Begeisterung, denn leider ist fremder Speichel und auch sonstige Flüssigkeiten bei mir eher als ekelig besetzt. Aber gut, sicher bekomme ich die Dame auch anders wach, im Abspielen von überlauter Musik bin ich zum Beispiel ziemlich begabt, da konnte nach Betätigung der Play-Taste bisher noch kein Zuhörer selig weiterschlafen. Überhaupt findet sich ja wohl wenn alle Stricken reissen auch im dreckigsten Verlies noch irgendwo ein Eimer Wasser, ich bin also trotz Kußabneigung zuversichtlich, die Dame irgendwie geistig online zu bekommen. Ich erweitere meine Status also auf Ritter im bequemen, maschinensauberen T-Shirt, dem möglicherweise ein Pferd auf freiwilliger Basis hinterherläuft, der darauf wartet, dass ihn eine emanzipierte Frau findet, neben der er mit einem Lächeln einschlafen kann und deren Zuneigung er nicht durch die Abgabe und den Empfang von Körperflüssigkeiten bezahlen muss. Das passt allerdings auf keine Visitenkarte dieser Welt, also bleibe ich ein Ritter.
Wrestling, Tierrechte, Lesen, exzessive Serienmarathons mit Freunden