Sehr guter Podcast, und viel Wahrheit wurde ausgesprochen, auch wenn Vince wohl niemals auf euch hören wird. Solange die Kassen klingeln ist eben alles perfekt.
Streng genommen kann man die peinliche Divennummer um Reid Fliehr noch nicht einmal mit Paul Bearer vergleichen, so armselig pietätlos und respektlos ist sie. Reid war kein On-Air-Gimmick, sondern eine reale Person. Für den Außenstehenden war die Promo klar: dieser junge Mann, wohl in seinen 20ern, musste Selbstmord begangen oder sich versehentlich eine Überdosis verabreicht haben. Und das zog man in den Dreck. Die Familie wurde natürlich nicht gefragt, weil die Antwort klar gewesen wäre. Ich sehe Charlotte als Opfer, denn es ist leicht gesagt, dem Boss die Stirn zu bieten, aber wenn man sich damit eine vielleicht einmalige junge Karriere verbauen kann, dann muss man rational genug sein, um das alles richtig abzuwägen. Ihr die Arschkarte zu geben halte ich für falsch. Es war extrem grenzwertig, aber die ganze Karriere hätte ich deshalb auch nicht riskiert. Paige wird auch nicht glücklich gewesen sein, so einen Mist erzählen zu müssen.
Bei Paul Bearer damals ging es in keiner Sekunde um die reale Person William Moody, dessen jahrzehntelange Fettleibigkeit die Hauptursache für den Tod war. Nein, es ging ausschließlich um das On-Air-Gimmick Bearer. Heyman äffte das Gimmick nach, nicht Herrn Moody. Man betrauerte "den Vater vom Undertaker und Kane", nicht den Promoter und sehr stolzen Bestattungsunternehmer aus Mobile, Alabama. Man machte sich nicht über Fettleibigkeit lustig. Und am Ende gab es bei WM, der grandest stage of them all, den Tribut an Moody. Und während Charlotte keine machtvolle Position hat, so wäre ein Nein vom Undertaker in Stein gemeißelt gewesen. Da aber Moodys Familie und auch der Undertaker wohl keinen Zweifel hatten, dass Moody selbst die ganze Nummer grandios gefunden hätte, schien da niemand ein echtes Problem gehabt zu haben. Es war letztlich der würdige Abgang eines Gimmicks, das sich oft an der Grenze zum guten Geschmack befindend jahrzehntelang um Hölle und Tod drehte. Moody hatte mal erklärt, dass nur Kanes Storyline mit HHH um Katie Vick so abstoßend war, dass er sich geschämt hatte, im Wrestlinggeschäft zu sein. Er erzählte auch gerne, dass er Bilder von Bearer in seinem echten Bestattungsunternehmen hatte, und einige Kunden, die Wrestlingfans waren, dann ein Bild zum Sterbenden brachten und so der Sterbende die angenehme und sogar stolze Gewissheit hatte, dass Paul Bearer ihn/sie beerdigen würde. Das Thema Tod hatte für Moody also eine ganz fundamental andere Bedeutung als für eine Familie, deren junger Sohn/Bruder plötzlich eines unnatürlichen Todes stirbt.
Wenn WWE etwas Hirn übrig hat, dann wird das Thema kein einziges Mal mehr erwähnt. Beim PPV sollte man direkt zum RAW-Brawl schalten, wenn man unbedingt etwas zeigen will.